Mühlenforde – Mühlenfort
Mühlenforde – Mühlenfort
Unmittelbar hinter der Barßeler Windmühle befindet sich die Mühlenforde.
Forde ist keine Furt oder Pforte (Porta) im Sinne einer Durchfahrt durch einen Fluss, sondern eine Anlegestelle für Flussschiffe – Mutten.
Der Ebkenssche Mühlenteich war nur durch einen schmalen Durchstich mit der Soeste verbunden, etwa in der Breite einer Mutte. So konnte die Soeste keinen Schlamm in den See eintragen. In früherer Zeit gab es nur wenige befestigte Wege. Flüsse und Kanäle
waren die Hauptverkehrsstraßen und alle Lasten mussten über das Wasser transportiert werden. Hierfür benötigte man Anlagestellen sogen. Forde oder auch Fohrde genannt. Die Wurzel liegt hier auf „fahren“ – Plattdeutsch „fohren“. Siehe auch Hengstforde bei Apen.
Eine Forde war ein Uferbereich, welcher auf Grund natürlicher Gegebenheiten oder durch menschliche Nachhilfe über einen festen Grund mit einen festen Grund mit einem flach abfallenden Strand verfügte. Eine solche Forde brauchte eine bequeme Zu- und Abfahrt für Fuhrwerke.
Bei entsprechendem Wasserstand konnten sich die Flussschiffe trocken fallen lassen, sodass die Fuhrwerke längsseits fahren konnten. So wurden schwere Lasten von Bord zu Wagen übernommen oder übergeben.
Bei der Ebkensschen Mühle wurde in der Hauptsache Getreide gelandet.
In Barßel existierten noch zwei andere Forde. Barßelermoor war schon besiedelt, hatte aber noch keine Straßenverbindung. Dort befand sich eine Forde an der Deichstraße, deren Reste noch heute zu sehen sind.
Eine weitere Forde kurz vor der Mühlenbrücke in Barßelermoor-Ost, die durch den Deichbau verschwunden ist. Außer Torf wurden hier in der Hauptsache auch Baumaterialien für den Hausbau umgeschlagen: Holz, Mauersteine und Kalk.
Neue Straßen, Brücken und Kaianlagen in der Region Barßel machten die Forde überflüssig. Mit dem Bau der Eisenbahn kam das endgültige Aus für die Flussschifffahrt und damit auch für die Forde/Anlegestellen.
Zukünftig diente die Ebkenssche Mühlenforde der Bevölkerung als gefahrloses Badegewässer. Bis Ende der 1930er Jahre, bei den damals noch strengen Wintern, wurde in der Mühlenforde Eis geschlagen und in den häuslichen Eiskellern (Vorläufer der heutigen Kühlhäuser) eingelagert.
Meinhard Hoffmann
Quelle: Barßeler Blätter Nr. 32 – 2016