Katholischer Friedhof am Mühlenweg

Der Barßeler Friedhof am Mühlenweg

Seit dem Mittelalter wurden die Verstorbenen der „Katholischen Kirchengemeinde Barßel“ auf der Warft unmittelbar neben der Pfarrkirche Ss. Cosmas & Damian beerdigt. Durch die stetige wenn auch langsam ansteigende Einwohnerzahl, war dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Zeitpunkt gekommen, das der bisherige Kirchhof überfüllt war. Im Landschatzungsregister des Herzogtums Oldenburg waren im Jahr 1605 im Seemannsdorf Barßel = 31 Haushalte registriert; 1749 = 115 H. – 1816 = 161 H. und im Jahr 1895 wuchs die Zahl der Haushalte auf 198.

Im Sitzungs-Protokoll des Kirchenvorstandes vom 18. April 1894 (in Sütterlinschrift verfasst) heißt es wörtlich: …demzufolge der Ausschuss einstimmig erkannte, dass ein Bedürfnis zur „Anlegung eines neuen Kirchhofs“ vorhanden sei. Im Protokoll weiter:
Nach einer Besichtigung der in Frage kommenden Plätze stimmte der Ausschuss einstimmig dafür, den neuen Kirchhof auf dem der Pastorei gehörigen vor Barßel zwischen der Mühle und dem Kreuze belegenen Ackerlande, den sogenannten „Fohrtstücken“ – anzulegen.

Nachdem der Offizial in Vechta der Errichtung einer neuen Begräbnisstätte in Barßel zugestimmt hatte, wurde das Bodenniveau dieses tiefer gelegenen 1,2 ha großen Flurstückes mit seinen Mulden, wegen der benachbarten Soeste-Flusslandschaft und jährlich wiederkehrender Überschwemmungen, angehoben = das heißt aufgeschüttet und zwar unter tatkräftiger Mitwirkung der Gemeindebürger durch die auf freiwilliger Basis geleisteten „Hand- und Spanndienste“. Dieses führte zu einer nennenswerten Kostenersparnis. Gleichzeitig war darauf zu achten, das Bodenleben für spätere Anpflanzungen intakt zu halten.

Um für die Nutzung eine stabile Bodenstruktur zu erreichen, brauchte dieses Gelände nach Abschluss der Erdarbeiten wegen des sandigen Untergrundes, anschließend eine zweijährige Ruhephase zur Bodenverdichtung. Technische Möglichkeiten um diesen Prozess zu beschleunigen, wie die heutigen Bodenverdichtungsmaschinen (Rüttler), standen seinerzeit noch nicht zur Verfügung.

Im Oktober 1898 hat Pfarrer Zurborg das Münstersche Offizialat in Vechta um die Erlaubnis zur Benediktion (Segnung) des neuen Kirchhofs am Allerseelentag gebeten. Diese wurde mit der Bedingung erteilt – wörtlich: Dass auf dem Kirchhof ein hinreichend großer Raum zur Beerdigung der ohne die Taufe gestorbenen Kinder auszuscheiden und ungeweiht zu lassen sei. Die Einweihung des neuen Friedhofs am Mühlenweg durch Pfarrer Julius Zurborg, erfolgte am 2. November 1898.

1915 beschloss der Kirchenvorstand eine „Ordnung für den neuen katholischen Friedhof in Barßel“.

Die Zeit nach dem II. Weltkrieg
1971 – Die Kapazität des Friedhofs am Mühlenweg ist erschöpft, eine Erweiterung dringend notwendig. Die hierfür benötigten angrenzenden Flurstücke befinden sich in Privatbesitz und werden seitens der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde Barßel angekauft. Es handelt sich um eine Fläche von1,3 ha. Das Gelände muss zunächst hergerichtet das heißt mit Erdreich aufgespült werden. Die Anpflanzungen und den Windschutz hat D.J. Burmann aus Barßel durchgeführt.
Bisher wurden die Verstorbenen in der Leichenkapelle des Krankenhauses aufgebahrt. Die Räumlichkeiten waren zu klein und deshalb die Errichtung einer Leichenhalle eine dringende Angelegenheit. Außerdem führte der Trauerzug zum Friedhof über die Hauptstraße des Ortes und der zunehmende Verkehr wirkte sich störend aus.

1971 – entscheiden sich Kirchenvorstand und Kirchenausschuss für den Neubau einer Leichenhalle auf dem Friedhof. Durch die hohe Spendenbereitschaft der Barßeler Bevölkerung, konnte im gleichen Jahr mit dem Bau begonnen werden. Die Grundsteinlegung in Anwesenheit von Pfarrer Enneking, erfolgte am 04. Juni 1971. Die Bauleitung hat Bauunternehmer Fritz Hibben – Neuland übernommen.

1995 – Der Barßeler Friedhof wird unter Denkmalschutz gestellt, um die wenigen noch vorhandenen Grabmale aus der Zeit des 19. Jahrhunderts, teilweise mit Reliefdarstellungen, vor dem Verfall zu bewahren.

2013 – Die Sanierung der alten Leichenhalle und der Neubau einer Friedhofskirche mit 150 Sitzplätzen wurde ermöglicht durch großzügige Spenden unter anderem seitens eines Vermächtnisses von Gesine Niehaus geborene Schäckermann, mit einer namhaften Zuwendung an die Kirchengemeinde.
Der Innenraum, ein Ort der Trauer und Erinnerung, ausgeführt mit moderner sakraler Architektur. Eingänge und Sanitäranlagen wurden behindertengerecht gestaltet.Die Gesamtkosten belaufen sich auf runde 380.000 EURO.
• Architekt (BDA) ist der Barßeler Gerhard Oltmanns, Menkenkamp.
• Die Einweihung dieser neuen Friedhofskirche der ST. ANSGAR Kirchengemeinde,
  erfolgte im Dezember 2013 durch Weihbischof Heinrich Timmerevers.
Die Trauergemeinde kann zukünftig in der neuen Friedhofskirche von den Verstorbenen würdevoll Abschied nehmen.

2017 – Die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Cloppenburg verleiht dem Barßeler Friedhof eine Denkmalplakette, Symbol der „Haager Konvention“ für schützenwertes Kulturgut im Falle bewaffneter Konflikte.
H.S.

Quelle: Barßeler Blätter Nr. 35 – 2019

 

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